Die drei Bruderschaften

Der Höhepunkt eines jeden Vorster Schützenfeste sind die Streitereien zwischen Kehner und Bürger Junggesellen. Der Ursprung dieser Streitereien geht wahrscheinlich auf einen endlosen Streit der Bruderschaften über den Vorzug bei den Prozessionen am Gotthardusfest und am Fronleichnamstag. Schenkt man den Überlieferungen Glauben, dann gibt es seit mehr als 280 Jahren „schändliche und sakrillische Wortwechselungen“ zwischen den Bruderschaften, die sich jedoch besonders auf die vergangenen beiden Jahrhunderte beschränken.

Jedes Jahr entstand am Gotthardusfest und am Fronleichnamstag „Ärger und Missverstand“ zwischen den Bürger- und Kehner Junggesellen und der St. Sebastianus Schützenbruderschaft.

Willi Schmidt schrieb in einem Aufsatz 1977: „Der Kirchplatz hallte vor der Prozession wider von den Rufen der streitenden Parteien und von dem Klirren der Waffen. Sogar bis in das Gotteshaus drangen die Streiter, und mehr als einmal musste das Hochamt unterbrochen werden. Die Gottharduspilger flüchteten aus der Kirche und sagten, es sei in Vorst schlimmer als bei Türken und Barbaren.“ Es hätte alles in Frieden sein können, denn Überlieferungen zufolge existieren Urkunden und Akten, nach denen der Kehner Junggesellen Schützenbruderschaft der Vorzug bei allen kirchlichen Veranstaltungen zukommt.

Die Urkunde stammt aus dem Jahre 1705. Aus diesem Vertrag geht hervor, „dass ständig und ohne Unterbrechung die Kehner den Vorzug haben sollen, sowohl in der Kirche und beim Opfer, wie auch bei der Prozession. Dann sollen die „Bürger“ und die St. Sebastianer folgen. Dafür, dass die St. Sebastianer zuletzt ziehen, sollen sie von den Kandern als Anerkennung 2 Ohm Bier oder das Feld dafür erhalten. Außerdem vereinbarten die Schützen eine Strafe von „2 Pfund Wachs“ solle sich eine Partei nicht an die Abmachung halten. Trotz des Vergleichs nahmen die Streitigkeiten unter den drei Bruderschaften von Jahr zu Jahr zu.

Heutzutage geht es nicht mehr blutig zu. Es wird in Liedern angestachelt, am Dorfabend ab und zu ein Scherz gemacht und bei fremden Offizieren der Offiziersbaum abgesägt, falls dieser auf dem feindlichen Gebiet steht.