Kehn

Der Name Kehn geht sehr wahrscheinlich auf das keltische Wort cenna oder das lateinische canna zurück. Beide Worte stehen für Schilf oder Rohr. Nachweislich war die Landschaft der Hohnschaft Kehn im 19. Jahrhundert noch vereinzelt mit Wald und sumpfigen Schilf bewachsenen Niederungen durchzogen. Sollte der Name Kehn tatsächlich von dem keltischen cenna oder dem lateinischen canna abgeleitet sein, so liegt der Schluss nahe, dass dieses Gebiet schon in antiker Zeit besiedelt war. So nimmt man auch, seit der Freilegung des großen Urnenfeldes am Hinkes Weißhof im Jahr 1984/85, an, dass vom Anfang des 1. bis zur Mitte des 3. Jahrhundert keltische und germanische Stämme hier ihre Wohnsitze hatten.

Urkundlich betritt das Kehn als Hohnschaft zum ersten mal die Bühne der Geschichte mit Gründung des kurkölnischen Amtes Liedberg, zu dem neben dem Kehn auch noch Schiefbahn, Neersen und Anrath gehörten. Die Hohnschaft Kehn bildete kein zusammenhängendes Gemeindewesen, sondern es bestand aus mehreren Teilen, die als Enklaven in den Ämtern Oedt und Kempen lagen. Das größte Kehner Gebiet lag in der großen Hohnschaft des Amtes Kempen. Es war das sogenannte Kehner Feld, das gegen das Dorf Vorst durch die Schleck und den Flöthbach abgegrenzt war. Eine Weitere Enklave bildete der Dellhof mit Ländereien, die im westlichen Teil des Dorfes Vorst (auf dem Abel) und somit auch in der großen Hohnschaft (Vorst) lag. Eine andere Enklave bildeten die Lindhöfe. Außer den adeligen Gütern Haus Donk und dem Gelleshof sind im Jahre 1670 rund 52 Bauernhöfe und 16 Häuser aufgelistet, die innerhalb der Hohnschaft Kehn verstreut lagen. Diese waren zu einem eigenem Gerichtsbezirk zusammengefasst. Mindestens einmal im Jahr traf man sich zur Gemeindeversammlung am Grungshof unter einer Linde, um zwei Scheffen zu wählen, die das Geschick der Hohnschaft lenkten. Kirchlich gehörten die Kehner im Laufe der Geschichte immer wieder zu anderen Pfarren. Im Hochmittelalter zur Pfarre St. Peter, wie auch Anrath und Vorst, später zu St. Marien in Kempen, bis schließlich 1559 Vorst eigene Pfarrrechte erhalten hatte. Der eine Teil der Kehner wurde St. Godehard zugeteilt, der Rest blieb in Anrath. Im Jahre 1798, unter der französischen Herrschaft verlor das Kehn seine Selbstständigkeit und wurde der Bürgermeisterei Neersen zugeordnet. Doch nachdem die Rheinlande im Jahre 1815 in Folge des Wiener Kongresses an Preußen gefallen war, wurde das Kehn eine eigenständige Gemeinde, die z um Kreis Krefeld gehörte. Dies hatte jedoch nicht lange Bestand, denn ab 1819 wurde das Kehn im Rahmen der kommunalen Neuordnung der Bürgermeisterei Vorst zugeteilt. Zu dieser Eingemeindung brachten die Kehner erhebliches Kapital mit. Im Laufe der Jahre hatten die Kehner durch ihre Abgaben, die mehr als nur die Kosten deckten, einen großen Überschuss erwirtschaftet. Dies lag besonders daran, das man im Gegensatz zu Vorst, kaum Hilfsbedürftige zu unterstützen hatte. So entstand der sogenannte „Kehner Pott“, der 1857 aus 82.000 Talern bestand. All dieses Geld stellte man der neuen Gemeinde zur Verfügung, erhielt aber nie eine Gegenleistung. Dies verärgerte viele der stolzen Kehner, aber man konnte nichts weiter bewirken. Bis heute hat sich wenig geändert. Nur die Ortseingangsschilder weisen noch auf den damaligen Wunsch nach Selbstständigkeit hin.